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Menschen reinigen sogenannte Stolpersteine zum Holocaustgedenktag

Am 27. Januar 2025 luden wir von Arbeit und Bildung e.V. zu einem bewegenden Stadtrundgang ein, um gemeinsam der im Holocaust ermordeten Menschen zu gedenken. Fast 100 Marburger:innen folgten unserem Aufruf und setzten damit ein starkes Zeichen gegen das Vergessen.

Besonders in Zeiten, in denen Menschenfeindlichkeit wieder offen geäußert wird, ist es wichtiger denn je, sich der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte bewusst zu werden. Der Rundgang startete am Rathaus, einem Mahnmal der Machtübernahme der NSDAP in Marburg. Schon 1930 wurde sie hier stärkste Fraktion, 1932 hatte sie die absolute Mehrheit. Massenkundgebungen, Aufmärsche und Fackelzüge prägten das Stadtbild.

Menschen in der Oberstadt Maburg

In der Oberstadt und der Bahnhofstraße verweilten wir bei Stolpersteinen, die an jüdische Familien erinnern, die einst hier lebten und später deportiert wurden. Mit der Reinigung der Steine und dem Niederlegen weißer Rosen gedachten die Teilnehmenden der Opfer – eine stille, aber kraftvolle Geste des Erinnerns.

Der Rundgang machte auch auf die Verfolgung weiterer Opfergruppen aufmerksam: Sintizze und Romnja, BIPoC, queere Menschen, Gewerkschafter:innen, Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen – sie alle litten unter dem unmenschlichen NS-Regime.
Am Bahnhof Marburg, einem zentralen Ort der Deportationen, knüpften die Teilnehmenden schwarze Bänder an das Treppengeländer von Gleis 5 – dort, wo die Deportationszüge nach Riga, Lublin, Theresienstadt und Auschwitz ihren Anfang nahmen. Ein symbolisches Zeichen gegen das Vergessen und ein Appell an unsere Verantwortung, die Erinnerung wachzuhalten.

Der Stadtrundgang war nicht nur ein stilles Gedenken, sondern auch eine eindringliche Mahnung. Aufkeimende Menschenfeindlichkeit und Nationalismus sind keine Relikte der Vergangenheit – sie finden auch heute erschreckenden Widerhall. 

Erinnern ist nicht nur historische Pflicht, sondern eine Forderung, die Zukunft human und solidarisch zu gestalten – ganz im Sinne von Adornos Mahnung, „dass Auschwitz nicht noch einmal sei.“

Wir bedanken uns herzlich bei allen, die trotz widriger Wetterverhältnisse dabei waren, und hoffen, dass dieser Tag Mut gemacht hat, sich weiterhin für das Gedenken und gegen gesellschaftlichen Rechtsruck einzusetzen.
 

Rose neben Stolpersteinen am Holocaust-Gedenktag